Manchmal helfen einem himmlische Kräfte, um Glück vom Feinsten zu erfahren. Als vor 16 Jahren meine Hüfte repariert werden musste, ging ich danach zur Rehabilitation ins Fitness-Studio, wo auch die Fußballer von Werder Bremen wieder aufgepäppelt wurden, wenn sie verletzt waren. Dort traf ich auf einen höflichen und freundlichen Jugendlichen, Mohamed, Werder Spieler, Kreuzband! Er hatte gerade vor ein paar Wochen Geburtstag.
An der Menge der Geschenke seht ihr, dass der Kontakt über die Jahre nicht nur gehalten hat, sondern intensiver wurde. Ich war eine kurze zeitlang seine Vormünderin, denn er kam aus Sierra Leone als unbegleiteter Flüchtling mit 12 Jahren in Bremen an. Unfassbar für mich!
Ich habe mich für Mohamed als Back- und Kochlegasthenikerin mit einem Kuchen versucht ...! Bei 33° im Schatten hielt kein Schokoguss ordentlich und ich musste leider viel selbst essen. Lecker!
An seinem 33. Geburtstag wollte ich das Geburtstagskind zum Mittagessen einladen, denn er ist ein ähnlicher Eremit wie ich und nichts liegt ihm ferner, als rauschende Feste zu feiern, aber allein sollte er eben auch nicht bleiben. Er aber hieß mich hinzusetzen, denn er wolle für mich etwas kochen, was meine Gesundheit besser verträgt als Fast Food und Restaurant und wer würde sonst denn für mich was kochen?
Damit es mir an nichts fehle, richtete er alles so her, wie es in einem Restaurant gemacht wird. Wohlgemerkt, nicht ich, sondern er hatte Geburtstag! Mir liefen die Tränen ...
Bei der Wohnungsbesichtigung hatte ich noch scherzend gesagt, nun, eine Küche bräuchte er ja wohl kaum und dann tafelte Mohamed auf und ich sollte nur zugucken und erzählen. Er meinte, er wolle alles zurück geben mit der Zeit, was ich ihm gegeben hätte ...
Ich glaube, ich habe nie ein besseres Gemüsecurry gegessen, mit Kokosmilch und Gewürzen, die ich nicht mal kannte. Ich war so was von erledigt, emotional und vom leckeren Essen und der völligen Fehleinschätzung meinerseits, denn ich hätte im Leben nicht gedacht, dass Mohamed kochen kann.
Warum erzähle ich euch das? Vielleicht, weil es in Deutschland wieder so weit ist, dass diese Scheiß Fremdenfeindlichkeit zum Alltag gehört. Als ich vor ein paar Jahren mit Mohamed ans Meer nach Heiligenhafen fuhr, wurden wir auf der Straße beguckt. Die Alte mit dem jungen Lover? Ich schämte mich für diese Menschen und liebte meinen Begleiter für seinen Langmut!
Und wer gratuliert mir immer zum Geburtstag? Nein, nicht meine Tochter ...
Es lohnt sich also wirklich, sich auf neue Verbindungen einzulassen, seien sie auch noch so ungewöhnlich. Inzwischen sind wir in den 16 Jahren sehr vertraut geworden, so dass ich als seine Mama der reizenden Lebensgefährtin vorgestellt wurde und nun ein Enkelkind habe. So schnell kann es gehen mit dem neuen Glück und wirklich, ich sage euch, er und seine Familie sind der ganze Tost und die komplette Freude meines Alters! Nie im Leben hätte ich das erwartet, damals, im Reha-Zentrum von Werder!
Und jetzt wird wieder gebastelt .....