... und mehr noch. Klingelt es gestern vormittags, denke, nun ja, gut, dass ich schon aus der Dusche raus bin, aber wieso kommt die Post heute so früh? Und wieso kommt überhaupt etwas? Bestellt ist nix! Und dann ist der Postbote auch schon oben, im dritten Stock, nimmt keinen Fahrstuhl. Und wieso kommt mir das Gesicht so bekannt vor? Neeeee, echt - es ist Mohamed, mein Ex-Mündel. Und das bringt er mir mit, einen Riesenkorb zur guten Ernährung, im Bus her geschleppt, guckt mal:
Na, da hatte er den Salat! Ich heulte mal wieder, wie immer, wenn der Bursche mich so überrascht mit völlig Unerwartetem. Der sagt nicht nur, wenn sie was brauchen, ich tue alles für sie, nein, er macht es einfach, ohne, dass ich drum bitte! Gibt es so was? Ja, das gibt es! Er weiß von meiner Zuckersucht und predigt mir nix, was ich nicht
selbst längst weiß, sondern er bringt einfach an, was er im Reformhaus
besorgt hat. Für mich.
Als ich Mohamed 2005 bei Werder Bremen kennenlernte, machte ich meine Reha-Übungen nach der Hüft-OP im Sportstudio und er absolvierte seine nach einem Kreuzbandriss, weil die Fußballverletzung ewig dauerte. Ich war damals noch berufstätig und nur wenig höfliche junge Männer gewöhnt, also fiel er mir sofort angenehm auf. Die Trainer bestätigten, dass er immer so sei. Ich verliebte mich sofort in ihn und gut, dass er so jung war, sonst wäre es um mich geschehen. Nun, es war auch so schon alles entschieden und später, als ich nicht mehr seine Lehrerin war (so ein Zufall ist total unwahrscheinlich, aber die Wahrheit), übernahm ich die Vormundschaft, damit er nicht abgeschoben wird in ein Land, das er nicht kennt.
Es lohnt sich also, sich mit jugendlichen Einwanderern zu beschäftigen. Manchmal mehr für einen selbst als für die eingewanderte Person. Mohamed ist eine gute Seele - und meine bessere Hälfte.
Und dann kam noch eine Karte an. Guckt mal - muss man dann nicht ratzfatz gesund werden?
Ich denke, das Meer tut immer gut, auch auf Karten und wer so eine schöne Handschrift wie Inge hat, der braucht nicht mal Stempel. Danke, liebe Inge, auch dir!
Inge und Mo haben mich wieder in die Spur gebracht. Langsam werden die Tabletten weniger und wer weiß, der Sommer ist ja noch nicht vorbei. Vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Radfahren auf Sylt? Ich werde mich bemühen, es zu schaffen und danke allen mit guten Taten - auch denen mit guten Wünschen. Aber Taten sind einfach reine Wonne für mich, so ohne blabla, ganz greifbar.
Bleibt alle gesund wünscht euch die stempellotta